Als ob er nicht damit gerechnet hätte; verdammte Portiererei! Klar, dass da nicht immer alles auf Anhieb klappte. Aber musste der Fehlerteufel ausgerechnet heute zuschlagen? Ein Blick auf die Uhr ließ ihn heftig schlucken. Die Frist war so gut wie abgelaufen, seine Nerven lagen blank. 27 Fehler hatte er laut Ausgabe immer noch im Code. Das konnte noch zu schaffen sein. Aber zuerst musste der Schuldige gefunden werden, denn so gut der Compiler auch war, die exakten Fehler spuckte er natürlich nicht aus. Zeile für Zeile las er den Quellcode noch einmal durch. Anweisung für Anweisung brannte sich in seine Netzhaut und wanderte in sein Gehirn... Stopp! Das könnte es doch sein.
Hatte er in der Eile tatsächlich vergessen, den Header für die Hauptbibliothek einzuschließen? Nein, das konnte nicht sein; Das hätte doch ganz andere Fehlermeldungen produziert... andererseits konnte er die #include-Anweisung nirgends finden. Seufzend inkludierte er den Header und fügte die vorkompilierte Bibliothek in das makefile ein. Nur noch 20 Fehler, das war doch schon besser. Noch einmal durchwühlte er den Quellcode, noch einmal durchforstete er Anweisung für Anweisung der insgesamt fast 8000 Zeilen Programmcode. Hier eine Kleinigkeit, da eine kleine Schlampigkeit, er hätte sich ohrfeigen können wenn er sah, wie primitiv einige seiner Fehler waren. Zeitdruck und Genauigkeit gingen wirklich nicht Hand in Hand. Das hätte er doch alles schon beim ersten Mal sehen müssen.
Jetzt waren es nur noch 4. Erleichtert atmete er auf. Nur noch vier mickrige Fehler, dann war endlich Schluss und Zeit hatte er noch mehr als... Moment; Wieviel Zeit hatte er denn eigentlich noch übrig? Das Telefon klingelte. Verdammt, das konnte nur der Kunde sein. Ein Blick auf den Chronographen enthüllte ihm, dass die Frist seit mehr als 45 Minuten abgelaufen war...
Fortsetzung folgt...
Diese Geschichte ist mehr oder weniger frei erfunden, Ähnlichkeiten mit lebenden Personen dürften offensicht... sind nicht beabsichtigt.
Ein Quellcode-Krimi (Teil 2)
21.10.2008 - 03:09