"...küsste sie den Frosch und *puff* war er ein Prinz."
Vor kurzem durfte ich einer Märchenstunde lauschen und musste feststellen, dass die Gebrüder Grimm im Laufe der Zeit erheblich entschärft worden sind (gut, an dieser Stelle muss man Disney sicher mit die Schuld geben). Viele scheinen heute gar nicht mehr zu wissen, dass die Prinzessin den garstigen Frosch aus allen Kräften wider die Wand warf und dieser - als er herabfiel - ein Königssohn mit schönen und freundlichen Augen war. Brutal? Aber sicher!
Näher betrachtet sind Grimms Märchen ein Sammelsurium an Gewalt, Brutalität und Gehässigkeit: Rotkäppchen wird samt Großmutter vom Wolf gefressen, der Jäger schneidet die Beiden wieder aus dem Bauch der Bestie und damit nicht genug, wird der Bauch anschließend mit Wackersteinen gefüllt auf dass der Wolf elendiglich verrecke. Nicht besser ist es beim Tischlein-deck-dich: Wer kennt ihn nicht, den "Knüppel-aus-dem-Sack"? Dass Hänsel und Gretel sich nicht im Wald verliefen weil sie von zu Hause weggelaufen waren, sondern von ihrem Vater hinaus geführt wurden um dort zu sterben, oder dass Aschenputtels Stiefschwestern zur Strafe glühende Kohleschuhe tragen mussten wird in den neuen Fassungen tot geschwiegen.
Warum? Nun, man ist der Meinung, die alte Fassung der Märchen sei zu brutal für heutige Kinder und das würde ihnen nur Angst machen. Die selben Kinder, die mit 5 und 6 Jahren in einer Woche auf mehr brutale Medien Zugriff haben, als wir in den letzten 10 Jahren; Aber lassen wir das, diese Diskussion wurde zu Grabe getragen und soll auch dort bleiben.
Ich kann mit Stolz behaupten, dass mir damals die harte, unzensierte Fassung von Grimms Märchen von einer liebenden Mutter erzählt wurde und ich keine bleibenden Schäden oder Gewalttendenzen davongetragen habe (obwohl die Stimmen in meinem Kopf langsam aber sicher lauter werden und sich mittlerweile streiten; bis auf Gregor... der flüstert nur noch.).
Die schreckliche Wahrheit
26.06.2009 - 10:06